Surviving Giovanni

In der komischen Oper „Don Giovanni“ geht es um den Tod und den Versuch, diesen durch Erotik zu überlisten - das Erobern der Frauen als Paraphrase für die Unbesiegbarkeit und die Unsterblichkeit des Helden. Don Giovanni verführt nicht nur aus sinnlichem Vergnügen, sondern wie besessen aus Todesangst: Denn das Liebesabenteuer ist scheinbar die letzte Rettung vor dem sicheren Tod und zugleich der Ausweg aus dem Dilemma der Sterblichkeit. Nicht umsonst nennt man im Französischen den Orgasmus „La petite mort“.

Die Frauen, die üblicherweise als Retterinnen der Männer auftreten und diesen gewöhnlich ihre Eskapaden verzeihen, wie z.B.: Solveig im „Peer Gynt“ von Henrik Ibsen, sind es jedoch diesmal, die Don Giovanni ins Verderben stürzen.

Die männliche Phantasie der bedingungslosen, weiblichen Liebe wird nicht eingelöst. Der Mann steht einsam und verlassen vor dem Tod, der gnadenlos zuschlägt.

Und die Frauen singen einen Bach-ähnlichen Choral über den Triumph der Tugend über das Laster, sind in Wahrheit aber froh und erleichtert, dass Don Giovanni das Geheimnis ihrer Verführbarkeit mit ins Grab nimmt.

Und die Männer, die in diesen Choral einstimmen, besingen den Triumph der Biederkeit über den frivolen, leichtsinnigen Eskapismus des Don Giovanni und überdecken mit ihrem Singen ihre eigene erotische Unzulänglichkeit.

In unserem Musiktheaterprojekt überlebt Don Giovanni allerdings. Ein Clown, der neugierig und nachdenklich durch die Geschichte stolpert, bemächtigt sich Giovanni's abgelegter Kleider und stirbt deshalb zuletzt statt ihm. Giovanni überlebt in den Frauenkleidern seiner Geliebten und stimmt scheinheilig in den Choral derFreude über seinen Tod ein...

Wir werden diese komische Oper über Eros, Tod und Intimität in einem Palais sight specific aufführen. Das Publikum wird maskiert von einem Raum in den nächsten der Handlung folgen.

Besetzung

Ensemble der Schlüterwerke

Musik: Renald Deppe

Bühne: Luise Czerwonatis

Kostüme: Ingrid Leibezeder

„Surviving Don Giovanni“ wird eine Clownoper.

In unserer „Don Giovanni“- Paraphrase stirbt der Clown, der sich der Kleider des Don Giovanni bemächtigt. Er wird vom Komtur in die Hölle gezogen.

Don Giovanni überlebt, verkleidet im Reifrock seiner letzten Geliebten und stimmt in den biedermännischen Choral ein, der lauthals seinen eigenen Tod feiert, bis seine Stimme versagt. Er tauscht im Angesicht des Todes seine Frivolität gegen die Biederkeit ein, um zu überleben. Doch auch das führt ihn nicht in die Unsterblichkeit. Die Aussichtslosigkeit unseres Kampfes gegen den Tod ist das Leitmotiv dieser musiktheatralischen Nachdenklichkeit.

Als Aufführungsort wählen wir ein altes Palais, durch das das maskierte Publikum im Laufe des Abends geleitet wird. Es wird ein sinnliches Vergnügen, das sich immer mehr ins Extreme wandelt.