Mind the Gap

Mind the Gap ist ein „Sight Spezifisches“, transdisziplinäres, interkulturelles Projekt, dessen Kulisse die Stadt Wien selbst ist.

Wir werden mit diesem Projekt an dezentralen Orten gut sichtbare und nachhaltige Impulse setzen und die Probleme des gesellschaftlichen Zusammenlebens thematisiseren.

In Zusammenarbeit mit den Wiener Linien werden wir an der Linienführung der Straßenbahnlinie 9, die durch die unterschiedlichsten Vororte Wiens (vom Westbahnhof bis in die Wallrißstraße in Gersthof), und dabei durch vielfältige kulturelle und historische Wirklichkeiten fährt, partizipative, künstlerische Interventionen inszenieren, die die Bevölkerung und die unterschiedlichen Nationalitäten, die diese Bezirke bewohnen, gezielt einbinden und darstellen.

Um die normale Verkehrsabwicklung nicht zu behindern, spielen wir unser Stück jeweils am Sonntag von 14-18 Uhr. Zu dieser Zeit hat der 9-er ein Intervall von 10 Minuten, was auch die die mögliche Dauer einer künstlerischen Intervention darstellt, damit jeder Zug das selbe Programm durchläuft.

Das Publikum wird in einer ganz normalen Straßenbahngarnitur der Linie 9 Platz nehmen und so bewußt oder unbewußt unseren Performances beiwohnen und unsere Geschichte verfolgen. Ein gültiger Fahrausweis ist dabei auch alles, was das Publikum dafür vorweisen muss.

Oder es genießt als zufällige(r) Passant(in) eine der vielen Szenen, die auf der Straße stattfinden.

Um diese Veranstaltung bewußt niederschwellig zu halten, werden wir für unsere vielfältige künstlerische Arbeit selbstverständlich keinen extra Eintritt verlangen, deshalb müssen die gesamten Produktionskosten durch öffentliche Förderungen abgedeckt werden und entsprechen dadurch hervorragend den Prinzipien einer sozialdemokratischen Kulturpolitik.

Die künstlerischen Interventionen selbst beginnen bei der künstlerischen Ausgestaltung der Straßenbahn Waggons und der befahrenen Strecke. Dazu sollen unterschiedliche, junge bildende KünstlerInnen, die vornehmlich in den befahrenen Bezirken wohnen und arbeiten, beauftragt werden, „ihre“ Straßenbahn für die Dauer der Performances zu gestalten – selbstverständlich auf eine Art und Weise, die den Betrieb nicht gefährdet und ohne großen Aufwand wieder zu entfernen ist.

Einige Interventionen, Konzerte, theatralische Szenen oder Aktionen unsichtbaren Theaters werden direkt in den Waggons stattfinden und nur wenige Stationen lang dauern, andere Performances, Tanzeinlagen oder Slapstick Szenen werden außerhalb der Straßenbahn, auf der Straße vor der vorbeifahrenden Garnitur gespielt. Es werden absurde, berührende und unterhaltsame Szenen stattfinden, die kulturelle Vorurteile hinterfragen, dann werden etwa historische Begebenheiten nachgespielt, die an die Geschichte der Bezirke erinnern. Es werden aktuelle soziale Probleme thematisiert, wie auch Tabu Themen künstlerisch verarbeitet. Das Publikum muss die Szenen als solche entdecken und auf der gesamten Fahrtstrecke neugierig bleiben.

Sämtliche Szenen stehen zueinander in einem stringenten dramaturgischen Zusammenhang, der die Probleme des gesellschaftlichen Zusammenlebens, deren Entstehung und unterschiedliche Arten, mit ihnen umzugehen, thematisiert.

Sämtliche Aktivitäten werden so aufeinander abgestimmt, das während der Dauer von 4 Stunden sämtliche Straßenbahn Garnituren das selbe Programm durchfahren. Die Aktivitäten erstrecken sich von Endstation zu Endstation.

Das Publikum kann dabei die gesamten 27 Minuten Fahrtzeit einer Richtung im Wagen verbringen, in beide Richtungen fahren, was insgesamt etwa 54 Minuten unterschiedliches Programm bietet, oder nur einzelne Stationen im Wagen bleiben.

Der Zuschauerraum ist die Straßenbahn, die Bühne der Waggon und die durchfahrenen Straßenzüge der einelnen Bezirke.

Die teilnehmenden KünstlerInnen werden aus allen unterschiedlichen Bervölkerungsschichten stammen, die die durchfahrenen Bezirke bewohnen. Von arrivierten MusikerInnen, SängerInnen und SchauspielerInnen bis etwa zu Mitgliedern eines türkischen Laien Chores oder einer bosnischen Amateurtheatergruppe werden wir alle künstlerischen Initiativen einbinden, die zur Gestaltung der Strecke beitragen wollen und deren Arbeit bislang noch nie von einer der hochsubventionierten Institutionen wahrgenommen wurde.

Wichtig dabei ist, unserem Titel gemäß, die kulturellen Identitäten darzustellen und zu wahren, die Unterschiede sichtbar zu machen, um die Vielfalt unserer Stadt und ihrer Bewohner zu feiern. Dabei sollen natürlich auch die Probleme des Zusammenlebens, die Intoleranz und das Unverständnis einer fremden Kultur gegenüber thematisiert und von den unterschiedlichsten Sichtweisen beleuchtet werden. Auch die Konfrontation der Lebenswirklichkeiten unterschiedlichster ethnischer Gruppen soll ein bewußtes Instrument des sozialen Erkenntnisgewinns durch unseren künstlerischen Arbeitsprozess werden. Wie lebt etwa die koreanische Community in Wien und wie kommt sie mit den albanischen Sitten ihrer Nachbarn klar? Wie erhalten türkische Familien ihre starke Struktur mitten in einer fremden Welt? Was machen die zahlreichen PhilippinInnen nach Feierabend? Wie erleben serbisch-stämmige ÖsterreicherInnen die neuen Zuwanderer? Wie erleben Tschetschenen oder Iraner die „alteingesessenen“ Wiener?

Der kulturelle Reichtum der durchfahrenden Bezirke steht bei unserem Projekt im Mittelpunkt und spielt unsere Hauptrolle

Bühne: Die Straße entlang der Linienführung der 9-er Straßenbahn zwischen Westbahnhof und Wallrißstraße in beide Fahrtrichtungen, die Waggons und Triebwägen dieser Ganituren.

Zuschauerraum: Der Fahrgastraum der 9-er Straßenbahn.

Dauer: ca. 27 Minuten pro Richtung

Zeitraum: ausschließlich Sonntags von 14-18 Uhr, Abfahrt Westbahnhof im Zeitraum zwischen 17. April 2016 und 3. Juli 2016.

Spielintervall: 10 Minuten

Eintrittskarten: ein gültiger Fahrausweis der Wiener Linien

Teilnehmende KünstlerInnen: Insgesamt ca 100 Menschen:

Mitglieder von unterschiedlichen Kulturinitiativen aus Fünfhaus, Ottakring und Hernals aus dem Bereich „Bildende Kunst“, Musik der unterschiedlichsten Stile und Traditionen, Theater, Tanz, Performance, Installation und aller erdenklchen Kulturtechniken, weiters die Mitglieder des Ensembles „Schlüterwerke“ und ihre Gäste.

Künstlerische Gesamtleitung: Markus Kupferblum und Renald Deppe

Produktion: Schlüterwerke in Cooperation mit den Wiener Linien